Im Kielwasser von Francis Drake segelte Buchautor und Globetrotter Wolf-Ulrich Cropp ums Kap der Kaps ... und weiter um die Welt - neuen, unbekannten Fakten aus dem Leben des Piraten und Ritters auf der Spur.
Was schließlich im Dschungel Panamas ans Licht gelangte, blieb ein Arkanum. Der Törn um die Hoorn dann war eine starke Erfahrung, und in seinem Seesack befand sich mehr als er erhofft hatte. "Ein Kleinod" maritimer Literatur: Sein "Goldrausch in der Karibik" wurde, nach dem Urteil der Die Welt-Leser, das "Buch des Jahres 2000".

Schatzsuche, Mord und die Begegnung vor Elizabetha


Nach dem Überfall, verzweifeltes Suchen

Panama, Nombre de Dios, am 1. April 1573 : "Caramba!" fluchte Coronel Las Masa, ein behäbiger Galizier, und schob seine Morion in den Schweißnassen Nacken.
Sein Roß schnaubte und blähte die Nüstern. Irgendetwas stimmte nicht. Den Anführer der 200 Muli starken Schatzkarawane umgab eine unerträgliche Spannung. Ein Hinterhalt?
Gefahr!
Plötzlich ertönte ein schriller Pfiff.
"Feuer!" brüllte eine Stimme. Musketenschüsse krachten. Der Oberst, mehrere Soldaten der Eskorte und Eseltreiber sanken getroffen nieder.
"Für die Königin und England - überwältigt die Schneckenfresser!" rief Francis Drake und war sich mit seinem Stoßtrupp aus Engländern und Cimmarrones (entflohene Negersklaven der Spanier) auf die Beute.
"Gold, Silber, Juwelen - alles gehört uns! Wir sind reich!" frohlockte John Oxenham.
"Jeder nimmt nur, was er bequem tragen kann. Der Rest wird vergraben!" befahl Käpt'n Drake.
Widerwillig wurde ein Teil der Beute - immerhin 15 Tonnen! - verscharrt und vergraben, unter Bäumen, in Mulden, im Ufersand.
Drake hastete mit den Männern durch den Wald, zurück zu den Schiffen ...

Die Vorstellung, dass gut 425 Jahre nach dem Überfall ein Teil des Schatzes unentdeckt im Urwald liegt, ließ mich nicht ruhen. Ein historisches Ereignis: gelänge es, auch nur ein Gold- oder Silberstück jener Zeit zu bergen!
Also begab ich mich mit Angaben aus dem Kolonialarchiv Sevillas, einer alten Skizze eines Informanten aus England, und einem Metalldetektor auf Schatzsuche in den Regenwald Panamas.
Ein Segler hatte mich auf dem einstigen Kaperkurs Drakes von Ponce auf Puerto Rico, quer durch die Karibik, hierher an den Strand "gespült". Der Ort besaß keinen Hafen, wer den Wasserweg wählte, war Treibgut.
Eine wasserdichte Tonne geschultert, mit Ausrüstung behängt, wurde watend Land erreicht. Hinter mir schwojte die "Gipsy" um ihren Anker. Vor mit lagen die windschiefen, halb zerfallenen Hütten von Nombre de Dios.
"Im Namen Gottes!" Durch verrottete Fensterkreuze lugten neugierige Augenpaare krausköpfiger Menschen. Argwohn?
Ob sie jemals etwas von einem Schatz im Wald hinter ihren Häusern vernommen haben? In ein paar Tagen werde ich es wissen. Ich erfuhr mehr als mir lieb war. Und es kam alles ganz anders.
Ein Mann torkelte mir entgegen.

"Bienvenido," lallte er.
War das ernst gemeint?
Eine Behelfbrücke führte in den Ort, der hinter der Lagune lag. Lagunen, der Inbegriff paradiesischer Idylle. Dieser war ein Abfallkanal. Pestilenzialischer Gestank umgab mich. Er quoll aus dem schwarz-roten Leib der Erde und hüllte alles in einen Atem des Todes.
Zehn Minuten später schüttete mir eine Gruppe Halbwüchsiger einen Eimer Wasser ins Gesicht.
Welch' herzliche Begrüßung!
Dann nahm mich der Dorfsheriff fest und verhörte den vermeindlichen Gringo. Eine Handvoll Dollars brachten mich auf freien Fuß.
Am nächsten Tag verschwand ich im Dschungel. Wählte den spanischen Karawanenpfad, der alten Skizze folgend.
Schließlich fand ich den Indio José Carlos auf seinem kleinen Gehöft, wo ich mein Lager aufschlug.
Es war, als hätte mich der Goldrausch gepackt. Ich musste auf dem Schatztrail Spuren entdecken - Gold finden! Gold, das Drake vor über 400 Jahren hinterlassen hatte.
Der Metalldetektor wurde montiert und scharfgemacht. Meine Gedanken zur Schatzsuche wurden immer wilder, immer bizarrer, greller.
Ich war gekommen, um dem Wald ein Geheimnis zu entreißen, und fühlte den Erfolg in greifbarer Nähe. Jagdfieber!
José hatte sich mit einer Schaufel bewaffnet und sah dem Treiben zu. Oder amüsierte er sich insgeheim über die Dummheit des Fremden? War ich nicht einer von vielen Diggern, die aufgekreuzt waren, um zu suchen, was es längst nicht mehr gab?
Mein Informant John Webster fiel mir ein: "... José, ein feiner Kerl, doch ich glaube, er weiß mehr als er preisgibt."
Mit vorgehaltenem Detektor zog ich meine Bahnen. Stunde um Stunde - nichts. Einmal schwoll der Ton verheißungsvoll an. Elektrisiert verharrte ich. Im Boden musste sich etwas befinden. Wir gruben mit fliegenden Armen ... bargen ein verrostetes Stück Deichsel.
Ich suchte den ganzen Tag weiter - umsonst!
Am Abend warf ich mich erschöpft aufs Lager.

Wenn über dem Urwald die Sonne aufgeht, bebt das Geäst unter den hektischen Sprüngen der Affen, der Vögel, der gesamten Fauna, alles vibriert im Diskant der Stimmen.
Colobus weckten mich. Sie saßen im Baum und blökten. Ich betrachtete den Wald über mir. Wieder blähte ein Brüllaffe seine Backen und ließ einen irren Laut ab. Dieser Kopf, groß wie eine Pampelmuse, weißer Gesichtsrahmen, weiße Schnauze, sonst rabenschwarz ... ein Totenschädel!
Mit einem tiefen Seufzer wälzte ich mich aus der Hängematte.
Verbissen suchte ich weiter, den ganzen Tag und den folgenden. Über eine Woche rannte ich mit dem Suchgerät durch den Wald. Fehlanzeige!
Abends trank ich mit José Cuba Libre. Er sprach über sein Stückchen Land, dessen Umgebung das Ziel so mancher Goldsucher war.
"Hast du jemals selbst nach dem Gold gesucht?" frage ich rundheraus.
"Nicht wirklich". Er grinste.
"Und, fündig geworden?"
José lächelte wie eine Sphinx.

Es kam der Tag, an dem ich die Suche aufgab. Resignation und Traurigkeit machten sich breit. Im Regenwald von Panama hatte ich alles auf eine Karte gesetzt - und verloren.
José teilte meine Traurigkeit, half mir beim Packen. Zum Abschied umarmten wir uns. Als ich meine Tonne schultern wollte, verschwand er in seiner Hütte.
Kurz darauf erschien er wieder. Etwas lag in seiner Hand. Ich traute meinen Augen nicht, als er mir drei kleine Skulpturen zeigte: golden, glänzende Schmuckstücke der Muisca Indianer. Ich war begeistert, ja entzückt, und fragte begierig:
"Gold?"
"Oro!" sagte José.
"Aus der Zeit der Spanier? Drakes Beute?"
"Oro", wiederholte der Indio vieldeutig ...

Elisabetha

Gehetzte, schwarze Wolken hatten jetzt die letzten offenen Stellen des Himmels verdunkelt. Grollen von Donner, Sturm und Gischt jagte über das Meer. Männer mit steinernen Minen liefen los und bargen Royal, Bram, Klüver.
Die See sprang über die Bordwand und streckte ihre Krallen aus. Sie brüllte: ich komme - ich bin hungrig!
An den Großmast gepickt stand ich da, fühlte mich von den Elementen belauert. Wo immer ich mich hinwandte, sie waren da und trachteten Eindringligen des Ozeans nach dem Leben.
Stöhnend und ächzend pflügte der Rahsegler den schwarz-blauen Acker durch schweres Wetter. Kurz 190 Grad, Sturm aus Nordwest bei 10 Beaufort. Die Krängung betrug 40 Grad zu jeder Seite. Wieviel verträgt das Schiff? Selbst im Sommer driften Eisberge bis in Höhe der Magellanstraße - mit Monsterwellen muß gerechnet werden; würgend brachte Wolfgang Neptun ein Opfer ... wie schön ist das Seemannsleben!
Wir bretterten mit 14 Knoten vor Chiles Küste, tiefer und tiefer gen Süden. Dabei fauchte es wie in einem Kanonenofen ...
"Himmel-Kreuz-Donnerwetter!" fluchte Peter. Er war gerade den Niedergang hinabgepolter, "der Blanke Hans zerrt ja mächtig an unserer Back-Nummer."
Mit einem irren Knall zerfetzte ein Stagsegel. Unbändig flogen die Fetzen. Die Alarmglocke schrillte. Mit festem Griff versuchte der Bootsmann mit seinem Salzbuckeln das zornige Tuch zu bändigen, immer auf der Hut vor den Witwenmachern, großen, schweren Blöcken, die tödliche Schläge austeilten. Der Windjammer pendelte wie ein Klöppel.
Wieder poltere etwas an Deck, so heftig, als wäre jemand aus den Rahen gestürzt. Ich wirbelte herum. Ein mächtiger Albatros war aufgeschlagen. Es ist der heilige Vogel der Seeleute, in ihm leben die Toten weiter.
"Ein böses Omen!" raunte das Schiffsvolk, "das Schiff ist verflucht, fahren wir zu Hölle?"
Ich bin der Albatros / der dich am Ende der Welt erwartet / Ich berge die Seelen der toten Seemänner / die Kap Hoorn kreutzen ... erinnerte ich mich, starrte an die Kimm und weiter durch den Nebel, hinein in die Geschichte der Seefahrt.
Und plötzlich war es, als kämpfte sich eine Galeone, die "Golden Hinde" auf unserem Kurs in den Süden.
Die Menschen auf dem Schiff nahmen Konturen an, bannen zu leben und zu handeln. Alles in unheimlicher Intensität. Aber sie waren in denkbar schlechter Verfassung.

Brecher um Brecher entlud sich über der Nußschale. Die Vernagelung mit Brettern wurde aufgedrückt und zerschlagen. An Bord krochen die Männer auf allen Vieren, kraftlos, wie angeschlagene Boxer - mit zerfurchten, vom Salz angefressenen Gesichtern.
Francis Drake, ihr Kapitän, auch er von großer Erschöpfung gezeichnet. hatte die Kontrolle über Schiff und Crew verloren. Alles wurde durch das Meer geschlagen und gestoßen.
Eine neue Wasserwalze rollte heran, erbrach sich über der "Golden Hinde". Drake wurde ins Schanzkleid geschleudert. Das Seil um seine Hüfte hatte gehalten. Noch atmete er, noch lebte er ...
Die Schiffsglocke riß mich in die Gegenwart zurück.
Essen fassen!
"Ich wünsche mit, dass meine Frau so kocht, dann hätte ich einen Scheidungsgrund", lamentierte Hans.
Gerade sackte der Segler weg. Borschtsch, die ewige Kohlsuppe, landete nicht im Mund, sondern auf dem Schoß des Nachbarn.
Jens:" Da bewegt sich was im Essen!"
Peter: "Halt's Maul, es könnte jeder was davon haben wollen."
Sich mühsam auf den Beinen haltend, erschien Doc Moses, der Schiffsarzt. "Alle mal herhören. Wir haben Krätzmilben an Bord. Die jucken an verschiedenen Körperteilen. Sind an roten punkten erkennbar."
Jan neben mir rief:" Doc, Krätzmilben, ist das'n vornehmer Ausdruck für Sackratten?"

Oben im Kartenhaus meinte Heinz, einst Maschinist auf großer Fahrt: "Unser Kurs stimmt nicht. Wir müssen Kap Hoorn viel westlicher angehen. So langen wir irgendwo an der Felsküste.
Richtig! Frühere Kap Hoorniers gingen das Kap mit einem weit ausholenden Schlag von Westen her an. Wenn unser Alter harten Westwind bekommt, gerät er so knapp 60 Meilen vor der Küste in arge Bedrängnis.
Was passierte, wenn der Wind - wie so oft - plötzlich drehte und uns ans gefährliche Falso Cabo drückte? Oder bei Nebel? Für großartige Manöver würde der Raum nicht reichen.
Na, hoffentlich hatte der Käp'ten alles im Griff auf dem eilenden Schiff.
Fährensmann Klaus erschien und zog an seiner Pfeife: "Macht euch mal keine Gedanken. Vom Kap kriegen wir sowieso nichts mit. Es steckt in Nebel oder Dunkelheit, wird außerdem zu weit weg sein."
Das Tief hatte seine Winde stabilisiert und schob uns gemeinsam mit dem Hoorn-Strom geradewegs vor die Spitze Südamerikas.
Dann, an einem Sonntagmittag des 26. Januars, schallte durchs Schiff: "Kap Hoorn in Sicht!"
Heute war ein besonderer Tag. Wir fühlten es. Die Hoorn wuchs zu einem schroffen, zerfurchten Felsen. Ein 450 Meter hoher, zylindrischer Kegel. Die schruntige, mit Moosen bewachsene Flanke stand jetzt wie ein dunkelgrünes Bollwerk zwischen Atlantik und Pazifik.
Ich erkannte die senkrechten Schmelzwasserfurchen. Im Abstand von fünf Seemeilen glitten wir an der Legende vorbei.
Kap Hoorn rund - Ritterschlag der Seefahrer!
Mühen und Qualen von Großseglern bei der Bezwingung der Hoorn waren gegenwärtig: Der "Kreuzgang" des Hamburger Dreimasters "Susanne" im Jahre 1905. Sie brauchte 99 Tage! Über fünf Wochen liefen die Seen 15 Meter hoch auf. Schnee peitschte. Die Männer schufteten mit blutenden Händen, deren Finger schwarze Frostbeulen besaßen. Grimmige, ja flehende Blicke lasteten auf dem Skipper. Doch der brüllte nur: "Westward - ho!" den Schlachtruf der Kap Hoorniers.
Eisenharte Kapitäne mussten aufgeben. Viele verschlang das Meer: zehntausend Mann und achthundert Schiffe! Cabo de Hornos - ein Schiffsfriedhof und ein gewaltiges Massengrab.
Enrico aus Chile standen Tränen in den Augen. Seinem Onkel hatte die Hoorn-See vor Jahren zu sich geholt. Auch unser Alter war bewegt: "Daß ich das noch erleben darf!"
Der Himmel verfinsterte sich. Regen prasselte herab. Kaum fünf Minuten später verschlug es uns den Atem. Die Sonne brach durch und ein grandioser Regenbogen spannte sich von Nord nach Süd, schloß den Kap-Felsen ein - und durch diesen farbenprächtigen Bogen, aus dem sich jetzt sogar ein zweiter entwickelte, durch diesen doppelten Regenbogen, glitt der Windjammer hindurch.
Der Kapitän ergriffen: "Wir segeln durch das Tor des Zaren!"
Überirdisch schön.
Laut stieß die Schiffssirene. Es war 21.09 Uhr. Wir grüßten auf 67'15' westliche Länge das Kap.
"Mannschaft, Achtung! Wir haben den Meridian Kap Hoorns überquert - Schiff hurra!" hieß das Kommando.
"Hurra!" schallte es über das Meer ...
Ich verkroch mich im Kartenhaus. Feuerland lag ausgerollt vor mir. Ich studierte die Eintragungen. Und mein Held? Was geschah mit Francis Drake?
Abermals schob er sich auf, der Vorhang der Geschichte: Noch kämpfte der Kaperkapitän auf schier verlorenem Posten. Auf der Suche nach seinen Schiffen "Marygold" und "Elizabeth" war er tiefer und tiefer in den Süden geraten, während die Naturgewalten erbarmungslos auf ihn einhämmerten.
"Man darf annehmen, dass kein Reisender je etwa Ähnliches erlebt hat, noch hat es seit der Sintflut einen solchen Sturm gegeben", berichtete sein Chronist Francis Fletcher.
Für die "Golden Hinde" dauerte die Hölle in den "Howling Fifties" 52 Tage.
Das Wetter schlug plötzlich um. Ein Phänomen dieser Region. Der Sturm legte sich. Es klärte auf. Drake fand sich unweit schroffer Inseln am Rande des Irrgartens feuerländischer Fjorde wieder. Stieß auf Menschen in Fellen gewickelt, in kleinen Kanus zwischen den Schären umherpaddelnd.
28. Oktober 1578: "Schließlich erreichten wir die äußerste südliche Spitze dieser Inseln. Man konnte keinen weitern Felsen sehen. Es war, als ob Gott uns die ganze Zeit durch eine geheime Vorsehung geführt hatte, damit wir diese Entdeckung machten ..." schrieb Fletcher in seiner über eine lange Zeit geheim gehaltene Aufzeichnung.
Was meinte er mit: "Dieser Entdeckung?"
"Elizabetha!" so nannte Drake die Kap Insel, 38 Jahre bevor sie Cornelisz Schouten zu Gesicht bekam, und Kap Hoorn nach seiner Vaterstadt Hoorn benannte.
Seegeschichtsforscher Michael Turner studierte Aufzeichnungen der Zeitzeugen Drakes und stieß auf eine alte englische Skizze zur Darstellung der Zehenspitze Amerikas. Eindeutig lässt sich daraus entnehmen, dass Drake die südliche Insel als erster Europäer betreten haben muß.
Der Freibeuter hatte das Kap für Elisabeth I., seine Königin, in geheimer Mission in Besitz genommen. So erklärt sich, dass "Elizabetha" als Staatsgeheimnis unbekannt blieb.
"Fletcher ging mit einem Schiffsjungen an den Strand, wo sie eine Steintafel mit der Inschrift versahen, die am höchsten Punkt des Felsens hinterlegt wurde", Heißt es in der Chronik.
"Selbst wenn diese Hinweistafel für ewig verschollen bliebe, herrscht kein Zweifel, dass Francis Drake der wahre Kap Hoorn-Entdecker ist", schließt Turner sein Forschungsergebnis.

Nachts: Noch einmal kochte der Atlantik mit unheimlicher Intensität. Kreuzseen traktierten unser Tallship mit dumpfen Stößen. Ich konnte nicht schlafen.
An Deck überraschte ein klares Firmament. Ich war allein mit dem Schiff und dem Ozean in einer großen Finsternis. Die Einsamkeit barg eine alarmierende Spannung, die ein merkwürdiges Gefühl von Schauer vor Raum und Größe entfachte.
Am Himmel tanzten Sternbilder der südlichen Hemisphäre: Pegasus, Eridamus, Sirius ... hoch im Westen stand das Wahrzeichen. Ich dachte an meinen "Verführer" Francis Drake, das beruhigte: "Wenn diese Reise kein Erfolg wird, wären wir nicht nur dem Spott ausgesetzt, sondern wir wären auch für alle Zeiten ein Schandfleck für unser Land."
... Und der blonde Hans kam mir in den Sinn: "Seemann gib Acht, dann strahlt auch als Gruß des Friedens / Hell in der Nacht das leuchtende Kreuz des Südens ..."
Allmählich wich der Bangigkeit Wehmut und etwas Stolz. Bald würden wir Buenos Aires anlaufen. Auf dem vielleicht letzten Törn dieser Art dabei zu sein, war schon ein verdammt starkes Gefühl!

       
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